Kurzer zeitlicher Abriss des Museums
Das Kalchofengut, ein tirolisch salzburgischer Einhof, (das Wohngebäude und das Wirtschaftsgebäude befinden sich unter einem Dach) wurde mit heutigem Baugefüge im 17. Jhdt. errichtet.
Der Hauseingang liegt stirnseitig, die Hocheinfahrt zur Scheune rückseitig und die Eingänge zu den zwei Ställen liegen traufseitig.
Das Erdgeschoss beider Teile ist mit Bach- und Bruchsteinen gemauert, das Obergeschoss und die Scheune sind getrennte Blockbaubauten, beim Obergeschoss mit sorgfältig behauenen eng aneinander gefügten Stämmen, bei der Scheune mit getrennten unbehauenen Stämmen.
Das Haustor mit einem Gangfenster (= Bettlerfenster!) weist gleich wie die zehn Fenster im Erdgeschoss Steinlaibungen auf (heimischer Konglomerat vom Fellnerbruch und Marmor vom Perchtbruch im Heutal). Die Fenster mit starken Eisengittern können durch einflügelige Båiken (= Fensterläden) geschlossen werden.
An der Vorderfront befinden sich im Ober- und Dachgeschoss Balkone, seitlich dienen durchgehende „Åstl“ (Träger) zur Lagerung von gescheiteltem Brennholz, Legschindeln und kleineren hölzernen Gerätschaften und anderem. Zu beiden Seiten des Haustors mit Rundbogen und bemaltem dreiteiligen Türblatt dienen lange Hausbänke und ein Klapptischchen der Lagerung und dem „Ruhebedürfnis“.
Das fünfpfettige Dach lädt giebelseitig 2 Meter, traufseitig 1½ Meter aus und schützt die Balkone, die Hausbänke und die seitlichen Åstl. Das flache Dach mit 17 Grad Neigung wurde vor zwei Jahren neu eingedeckt. Ein Bauernhaus mit 420 qm Lärchenlegschindldach ist im Unteren Saalachtal kein zweites Mal anzutreffen.
Im Wohngebäude liegen im Erdgeschoss zu beiden Seiten des Ganges je zwei Räume, links vorne die Stube, hinten die Rauchküche und rechts zwei Kammern. Eine gewundene Steinstiege führt zu einem kleinen Keller und zum Obergeschoss die alte von Generationen ausgetretene Holzstiege. Im Obergeschoss befinden sich beidseitig vom „Söller“ je zwei Kammern. Das Dachgeschoss, das zur Lagerung von Getreide, dem sogen. Troadkåsten, genutzt wurde, ist gleichfalls über eine schmale Holzstiege erreichbar.
Im Erdgeschoss führt die Tür hinten zu den Ställen, im Obergeschoss zur Scheune. Von der Scheune bildet ein verschließbares Wurfloch eine Verbindung zum Dachboden.
Die zwei Ställe dienten zum Einstellen des Pferdes, der Rinder, der Ziegen, der Schafe und des Schweins. Das Geflügel hatte über die Wintermonate eine Steige unter der Anrichte in der Küche.
Die Scheune, unterteilt in Kare, diente zur Lagerung von Heu (siehe unten). In dem vorne quer gelegenen Dent (=Tenne), erfolgte der Drusch von Hand. Nordseitig führt ein Türl zum seitlichen Häusl (Abort).
Nebengebäude wie eine Brechelstube sind nicht vorhanden. Die ehemals dazugehörigen Äcker und Wiesen liegen in unmittelbarer Nachbarschaft.
Das Kalchofengut hatte Kaser- und Weiderecht auf der Hochalm.
In den letzten hundert Jahren wurden nahezu alle Bauernhöfe umgebaut. Nur mehr wenige haben die alte Bauform bewahrt. Letztlich ist in Unken das Kalchofengut das einzige Bauernhaus, das seit dem 1. Weltkrieg weitgehend unverändert geblieben ist.
Heute ist das ganze Haus Museum und Begegnungsstätte. Vor allem wegen letzterer Funktion sind bestimmte Baumaßnahmen erforderlich gewesen. Wasser- und Kanalanschluss, Toilettenanlagen sowie eine moderne Küche wurden 2011/12 installiert.
Die Stube ist weitgehend gleich eingerichtet wie vor dem 1. Weltkrieg. In der linken Ecke befindet sich ein großer Tisch, dahinter eine drei Seiten umfassende Wandbank und zwei freie Bänken davor. Zwischen den Fenstern der neu gestaltete Herrgottswinkl mit dem Kreuz, zwei Bilder und eine Stellage für Blumenschmuck. Schräg gegenüber befindet sich der Kachelofen. Die Ofenbank und eine Liege im Eck gehörten immer zur Stube.
Das Gestänge beim Ofen und Stangen hoch am Rande des Raumes dienten zum Trocknen nicht nur feuchter Kleidung, sondern auch nasser Pferdedecken.
Drei Wandkastl ermöglichten die Lagerung von Strickzeug, Spielkarten, Tabak und anderem. Im hohen Wandkastl neben der Stubentür dürfte der Ort für die Uhr gewesen sein. Auch der Wasserkrug könnte dort seinen Platz gefunden haben. Zwischen Tür und Kastl fügt sich der Halter für das „rupferne“ Handtuch (aus Leinen) ein. Am Türpfosten hängt ein kleiner Weihwasserkessel. Von großem Wert ist die schwarze Dielen- bzw. Tramdecke. Die elektrische Beleuchtung gab es schon vor dem 1. Weltkrieg.
Die Rauchküche, mit Holzboden, hat nur ein Fenster. Die offene Feuerstelle hat Helmut Adler wieder errichtet. Auf der Feuerplatte stehen gusseiserne Töpfe. Über dem Herd hängt am „Galgen“ ein kleiner Kupferkessel. Beim gemauerten offenen Rauchabzug ermöglichte eine Stange das Aufhängen von Räucherspeck. An den seitlichen Wänden stehen in Nischen, anstatt von Wandschränken, irdene Töpfe und weitere einfache Behälter. Unter der Waschbank findet die ehemalige Hühnersteige ihren Platz. An der Außenwand ermöglicht eine Öffnung die Entsorgung des Abwassers, das außen in einen Trog fließen konnte. Der Stubenofen wurde von der Küche aus geheizt. Ein kleines „Gebkastl“, eine durch einen Schuber verschließbare Durchreiche, verbindet die Küche mit der Stube.
Die Kammer gegenüber der Stube hat zwei Fenster an der Vorder- und ein Fenster an der Seitenwand. Das für eine Kammer nicht übliche Gewölbe lässt vermuten, dass dieser Raum vor Jahrhunderten als Rauchstube diente. Der Kachelofen wurde von Helmut Adler gesetzt, ist aber nicht funktionsfähig. Gleich wie in der Stube ist auch da ein Wandkastl eingefügt.
Die ehemalige Milchkammer, wird heute für die moderne Küche genutzt und ist den Besuchern nicht zugänglich.
Der kleine Keller, einst von Helmut Adler für seine urgeschichtlichen Artefakte genutzt, wird als Vorratskeller genutzt. Auch er ist für Besucher nicht zugänglich.
Im vormaligen Ross-Stall ist ein Medienraum mit großem Monitor und 25 Sitzplätzen eingerichtet worden. Außerdem befinden sich gegenüber die Toiletten.
Der ehemalige Stall ist der Hauptausstellungsraum. Er wird auch für Veranstaltungen genutzt. Auch dieser Raum kann als Medienraum genutzt werden.
Im Flur steht zwischen der Stuben- und der Küchentür eine stattliche Truhe. Darüber hängen in einem Träger mehrere Pfannen, wie noch bis vor dem 2. Weltkrieg bei den Bauernhöfen üblich. Die rechtsseitige Wand ist nicht verputzt, deren Mauersteine sind geschwärzt, was auf den Brand in den 90er Jahren des 17. Jhdt. hinweisen soll. In den zwei Vitrinen liegen altes Geschirr, Sammelgut eines Tierbaders und Broschüren des Museumsvereins. Beide Vitrinen waren Ablagenischen unterhalb der noch erhaltenen ganz alten Kleiderdübel.
Gleich neben dem mit einem hölzernen Schieber verrammelbaren Haustor steht eine Truhe, in der historische Tischwäsche aufbewahrt wird.
Am ersten Deckentram ist noch ein Schwalbennest zu sehen. Die Schwalben konnten durch ein Flugloch beim Türblatt unbehindert aus- und einfliegen. Das Flugloch ist aber heute durch eine Glasscheibe verschlossen.
Bedeutende Änderungen im 17. Jhdt. lassen sich im Flur und der rechtsseitigen Kammer erkennen. Letztere dürfte als Rauchstube genutzt worden sein. Dessen Gewölbe und die Steinlaibung (heimischer Konglomerat) führen zu dieser Annahme. Die Mauern der Kammer sind dicker als die der anderen. Im Flur zeigt die rechtsseitige unverputzte Mauer ein anderes Steingefüge als anderswo. Am rechten Rand zur Flurdecke zeigt ein Wechsel eben dieses Gefüges eine Erhöhung des Erdgeschosses an. Vielleicht war im 16. Jhdt. überhaupt nur dieser Teil des Hauses gemauert, während die anderen Teile aus Holz gezimmert waren.
Das Kalchofengut war seit dem 17. Jhdt. bis zum Jahr 2009 ein Zulehen zum benachbarten Perchtgut. Diese Besitzlage sicherte den Erhalt des „alten“ Baugefüges. Bei allen Höfen des Ortes wurden vor allem nach dem 2. Weltkrieg bauliche Veränderungen durchgeführt.
Im Söller des Obergeschosses stehen zwei Schränke und eine Truhe. In den zwei Kästen ist alter und heute verwendeter Hochzeitsschmuck ausgestellt.
Alle vier Kammern sind seit der Eröffnung der ersten Sonderausstellung Teile des Museums. In der ersten rechtsseitigen Kammer gedenken wir derzeit in einer Sonderausstellung der Unkener Soldaten, die aus dem Ersten Weltkrieg nicht mehr heimgekommen sind. In der dahinterliegenden Kammer hat die „ausrangierte“ Kirchenkrippe ein neues Zuhause gefunden. Außerdem gibt es ein Modell des Moar-Bauernhofes im Gföll mit allen für eine Bauernwirtschaft erforderlichen Nebengebäuden zu sehen, wie Bienenhaus, Waschhaus, Hausmühle, Futterhof.
Linksseitig vom Gang birgt die „Sakralkammer“ die größten Schätze des Hauses. Diese Sammlung von sakralen Gegenständen ist das größte Verdienst von Helmut Adler. Zuerst sind die beiden Christusstatuen anzuführen: der (im Ölberg) kniende Christus aus dem 15. Jhdt. und der Schmerzens-Christus (Ecce Homo) mit der Dornenkrone aus dem 18. Jhdt.
Weitere Statuen zeigen den Hl. Sebastian (16. Jhdt.) und der Hl. Jakobus, der Unkener Kirchenpatron (jüngste Zeit). Beide wurden zur Sicherung Unkener Bildstöcken entnommen. Der „kniende Christus“ konnte im Wildental St. Martin bei Lofer verschüttet geborgen werden. Der Schmerzens-Christus stammt aus der Prechlerkapelle oberhalb der Reitherbrücke.
Zeit und Herkunft des barocken Tischaltars gilt es noch zu erkunden. Auf einer Kommode stehen drei Glasstürze und in einer Vitrine liegen Gegenstände der Volksfrömmigkeit. Heimische Sterbekästchen mit Heiligenbild und Haarschmuck der Verstorbenen aus der Zeit vor dem I. Weltkrieg hängen zusammen mit Heiligenbildern an den Wänden. Ebenfalls an der Wand angebracht sind ein Reliquienschrein und ein „Staberl“ (Prozessionsstab) aus Kirchental.
Von den Wänden ist der Verputz entfernt. In den gehackten Stämme des Bundwerkes sind die Verputzstifte wieder erkennbar. In den schmalen Fugen findet sich noch Mörtel vom ehemaligen Verputz und Moos zum Dichten der Fugen.
In der vorderen „Schönen Kammer“ steht wertvolles Mobilar: Zwei bemalte Kästen (19. Jhdt.) und ein Hochzeitschrank. Eine Glasplatte schützt die darin liegende Wäsche, die Brautmitgift. Als besonders wertvoll gelten die vier Rollen heimischen Leinens.
In einem der zwei Glasschränke sind Bilder der Primiz von Josef Wohlschlager, der Primizbraut und die damalige Primizkrone. (In Unken erhielten in den letzten zweihundert Jahren mehrere Herren die Priesterweihe. Von zwei Geistlichen liegen Bilder vor.)
An der Innenwand steht ein bemaltes Bett aus dem Jahr 1862.
Der Strohsack aus rupfernem Tuch (aus Leinen), weitere selbst gewebte Tücher, das Kopfkissen und der Golter zum Zudecken sind das Bettzeug. Unter dem Bett stehen „Tampaling“ (Hausschuhe) aus geflochtenem Stroh, eine Wärmflasche aus Blech und ein leicht abgeschlagener „Kachl“ (Nachttopf).
Schräg gegenüber ein heimischer Kinderwagen aus dem Jahr 1900, eine Wiege fehlt.
Die Wände der Kammer sind verputzt. Ihre Bemalung stammt von den letzten Bewohnern, die zu Beginn der 1980er Jahr starben.
Drei Tage nach der Kapitulation von Salzburg am 4. Mai 1945 und einen Tag vor der Kapitulation der Deutschen Wehrmacht zogen am 7. Mai in Unken Soldaten der 101. Fallschirmdivision der U.S. Army ein und nahmen in Bauernhöfen Quartier. Die Hausleute vom Perchtbauern mussten zum Kalchofengut übersiedeln. Diese Kammer diente sieben Frauen und Kindern zum Schlafen. In der Kammer gegenüber nächtigten in den 20er und den 30er Jahren die St. Martiner „Loatfahrer“ der Saalforste. Im Rosstall standen ihre Pferde. Über die Wintermonate wurde der gesamte Jahresholzeinschlag zum Hauptlagerplatz ins Dorf Unken gebracht. Die Fuhrwerker nannte man Loatfahrer.
Vom Obergeschoss gelangt der Besucher in die Scheune (Rem). Diese ist eingeteilt in Kare, die ursprünglich als Lager für das „Egaschtheu“ (1. Schnitt), „Groamat“ (2. Schnitt) und „Håimach“ (mit Unterwuchs durchsetzte Getreidestoppeln) als Zu-Futter für das Jungvieh. Ein Kar zwischen dem Wohnteil und der Rem diente als Dent (Tenne) wo das Getreide von Hand mit dem Dreschflegel gedroschen wurde. Dieses Kar war dicht mit Brettern verschalt, damit die Getreidekörner nicht verloren gingen. Im Museumsbetrieb dienen die Kare als themenbezogene Ausstellungsflächen.
Unter dem hinteren Scheunenboden liegt der ehemalige Kuhstall (s.o.). Bei der Einfahrt zur Scheune ist das verschlossene Wurfloch zum Stall erkennbar.
Der ungeteilte Dachboden dient als Depot. Hier sind die Möbel und das Staugut untergebracht. 300 Jahre alte Pfetten des Dachstuhls und die neuen Råfen (Sparren), Latten und Lärchenschindeln bilden einen beeindruckenden Gegensatz.
Laut erzbischöflichem Urbar, angelegt 1498, hatte Wolfganus de Kalchofen das Gut Kalchofen und die dazugehörigen Felder und die Mahd „inne“. 1522 verkauft Adam Schweinböck (vermutlich ein Siedeherr aus Reichenhall) seine freieigenen Güter Oberstadlergut, Kalchofengut und Kreppergut an die würdige Kirche und Gotteshaus St. Jakob zu Unken. Damit ist das Gotteshaus St. Jakob in Unken Grundherr dieser drei Güter. Die Urkunde wurde im Urbar Gotteshaus Unken hinterlegt. Das Original, Pergament mit Siegel ist verschollen. 1522 ist Unken ein Vikariat von St. Zeno. Der Pfarrhof wird 1640 gebaut (Unken 1, Grießerhaus). Im Waldbuch von 1526/29 ist ein „Kalkofengut“ vermerkt. 1576 erwirbt Blasius Geißler das Gut. 1601 kauft der „Leyrer am Rain“ (Oberrain) das Anwesen, das er 1654 an Christian Percht weitergibt. Bis 2009 gehörte das Kalchofengut zum „Erbhof“ Perchtgut, Eigentümer waren Katharina und Walter Haider.
Im Jahr 2009 konnte der Museumsverein Unken, mit Unterstützung durch viele Spender, das Kalchofengut käuflich erwerben.
Matthias und Therese Windl bewohnten im Erdgeschoss die Stube und im Obergeschoss darüber die vordere linke Kammer,
Nikolaus und Maria Leitinger im Erdgeschoss die Küche und im Obergeschoss darüber die linke hintere Kammer,
Jakob und Katharina Stockklausner im Erdgeschoss die rechte vordere und die rechte hintere Kammer und
Andreas und Katharina Hutter im Obergeschoss die rechte vordere und die rechte hintere Kammer.
Vor dem II. Weltkrieg wurden im Rossstall Pferde der Läutfahrer aus Lofer und St. Martin eingestellt. Die Fuhrleute fanden im Obergeschoss in der rechten vorderen Kammer, war sie nicht schon anders genutzt, Quartier.
1972 wird auf Vorschlag von Herrn Dürrnberger, Frächter in Hallenstein, im Kalchofengut in drei Räumen ein Heimatmuseum eingerichtet. 1985 kann das ganze Haus für das Museum genutzt werden. Helmut Adler betreute die Sammlung bis zu einem Tod 2002. Danach übernahm Prof. Josef Leitinger die Aufgabe des Kustos. Unter seiner rührigen Mithilfe, vor allem bei der Spendenbeschaffung, konnte der Museumsverein
2009 das Kalchofengut käuflich erwerben.
Seit 2011 ist Josef Auer Kustos des Kalchofengutes.